Steve Airstone
Steve Airstone

 

 

„So glaub es mir doch endlich!
arte123.
Das ist das Passwort meines Internetzugangs!
Ganz sicher! Ich schwöre es bei meinem Leben und allem was mir heilig ist! Aber jetzt hol mich bitte wieder hier heraus und lass mich nicht in meinem eigenem Dreck so jämmerlich krepieren!
Hörst du mich nicht?
Ich gebe dir alles was ich besitze! Was willst du denn nur von mir?
Was hast du mit mir vor und warum gerade ich?
Ich habe doch niemandem etwas angetan!“, schreit er laut und mit
weinerlich krächzender Stimme nach oben.
Dabei die penetrant stinkende Brühe aus seinem Mund ausspuckend und einem Erbrechen so erbärmlich nahe.
„Erinnerst du dich noch an ZEO?“, hört er nun eine eiskalte, hier unten leicht hallende Stimme.
„Was soll das denn sein?“, versucht er sich möglichst unwissend zu stellen, während ihm gleichzeitig der Schreck schlagartig in sämtliche Glieder jagt!
Nie hätte er gedacht, dass dieser verfluchte Tag tatsächlich noch kommen würde, an dem er mit diesem verdammten Wort wieder konfrontiert wird!
„Ich hab keine Ahnung, wovon du da sprichst!“
Doch nicht ein Laut kommt jetzt noch von draußen zurück.
Nichts ist momentan von dem Fremden zu sehen, der sicher noch irgendwo da oben sein musste!
Durch die schmale, quadratische Einstiegsöffnung sieht er mit seinen verdreckten Augen noch kurz die Sonne hinter den Wolken hervorkommen und ihre Strahlen leuchten nun sogar bis hinab in die dunkle, gut gefüllte Senkgrube seines kleinen Bauernhofes.
Nie zuvor hat er ihr erhellendes Licht so geschätzt!
Wenn gleich die Augen jetzt zu brennen beginnen und er absolut keine Möglichkeit hat sich mit irgendetwas die Kloake aus dem Gesicht zu wischen.
Auch seine Gesichtshaut beginnt ihn daher nun immer heftiger zu jucken! Bis fast zum Hals steht ihm die elendig stinkende Brühe und er spürt überall die, durch seine hektischen Bewegungen jetzt vermehrt aufschwimmenden, eigenen Exkremente des letzten Jahres an seinen Körper stoßen.
So lange hatte er die Grube schon nicht mehr vom Nachbarbauern auspumpen und anschließend auf dessen Felder ausbringen lassen. Zu dumm nur, dass sein Haus fast einen Kilometer von diesem Nachbarn entfernt liegt.
Und dessen Hof dennoch das Gebäude ist, welches noch am nächsten zu seinem abgeschiedenen Grundstück inmitten des kleinen Waldes steht.
Kein Mensch wird sein Schreien in diesem Augenblick hören und ihm zu Hilfe kommen können!
Nur der mysteriöse Fremde, der sich heute frühmorgens noch als Kontrolleur von der Bezirkshauptmannschaft bei ihm vorgestellt hatte. Er müsse alle Senkgruben im ganzen Bezirk Perg auf deren Dichtheit überprüfen, da es immer wieder Probleme mit den Grundwasserwerten in den Ortschaften gebe.
Hatte er ihm glaubhaft eingeredet und ihn deshalb den Deckel seiner
Senkgrube entfernen lassen, wie bei seinen Nachbarn auch!
„Warum habe ich Idiot mir seinen flüchtig vorgezeigten Ausweis nicht viel genauer angeschaut und überprüft?“, jagt es ihm nun wütend durch den Kopf.
„Und vor allem, wie konnte ich nur so dumm sein und mich vor ihm an der Grube niederknien um mit der Taschenlampe in die Öffnung hineinzuschauen.
Weil die Sichtkontrolle des Beamten angeblich ganz hinten im Eck ein Loch in der Wand ergeben hatte!
Was ja tatsächlich sein konnte, da in früheren Zeiten gerne mal eine
Bierflasche beim Errichten einer Senkgrube miteinbetoniert wurde.
Welche dann halt beim Ausschalen „leider ganz überraschend“ auch
noch zu Bruch ging.
Meinem einstigen Vorbesitzer hätte ich diesen alten Trick durchaus zugetraut. Dieser Geizhals hatte ja alles getan um sich jedwede Mühen und vor allem Kosten zu ersparen.
Und eine Senkgrube, die nie wirklich randvoll wird und nur pro forma ab und zu mal entleert werden muss, war früher ja nicht wirklich verrucht in den Augen der Landbevölkerung.“, versucht er sich vor sich selber für sein leichtfertiges Verhalten zu rechtfertigen. Immer noch spürt er auch den so plötzlich und heftig ausgeführten Tritt des Fremden gegen seinen Rücken.
Ein überraschend stumpfer Schmerz in seiner Wirbelsäule und unmittelbar darauf der zwei Meter tiefe Sturz. Kopfüber, hinunter in seine jetzige misslich und penetrant stinkende Lage!
So herrlich hatte dieser erste laue Oktobermontagmorgen vor wenigen Stunden für ihn noch begonnen und nun ist von einer Sekunde zur anderen alles so bedeutungslos geworden!
Weil er jetzt nur mehr um sein nacktes Leben bangt und sich immer schwindliger und seltsamer fühlt!
„Also gut, ich habe da einen einzigen schweren Fehler in meinem
Leben gemacht!
Aber ich habe ihn immer und immer wieder bereut!
Nacht für Nacht bin ich jahrelang wach gelegen und habe mich selber dafür verflucht!
Hörst du mich, du elender Kerl?
Bist du überhaupt noch da?“
In seiner Verzweiflung versucht er krampfhaft mit seinen schon blutig geschundenen Händen, doch
noch irgendwie hinauf an den Rand des leider zu hoch oben liegenden Ausstieges zu gelangen. Doch die ekelig glitschige Seitenwand lässt ihn immer wieder sofort abrutschen und seine zahlreich abgerissenen Fingernägel beginnen ihn immer mehr zu schmerzen.
„Nein, tu das bitte nicht!“, winselt er vergeblich um Gnade als seine Ohren nun den grausamsten Ton vernehmen, den er je in seinem Leben hören musste.
Laut knirschend wird der schwere Betondeckel nun langsam wieder über die Öffnung geschoben und es wird zunehmend finsterer in der Senkgrube.
Einen dumpfen Knall später ist es stockdunkel und er schreit nochmals für kurze Zeit panisch und aus vollsten Leibeskräften um Hilfe.
Nur wenig später kehrt wieder die gewohnte Stille in die unwirtliche, sauerstoffarme und von Faulgasen durchdrungene Finsternis zurück.

 

Textauszug von Burned-out/Ausgelöscht.

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© Stefan Luftensteiner


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