Unschuldsvermutung!
Schweißgebadet wacht er nächtens auf,
was wenn vorbei ist sein toller Lauf.
Wenn plötzlich alles wäre dahin,
wo bliebe da sein praller Lebenssinn?
Echte Freunde hat er schon lang, lang nicht mehr.
Getauscht gegen Auslandskonten und Aktienbegehr.
Die, mit denen er nun verkehrt,
sind reich und doch nur selten was wert.
Er ist so unschuldig wie man nur sein kann,
und kommt doch leider irgendwann dran.
Gerichte ermitteln Jahr und Tag,
doch keiner ihm anzukommen vermag.
Mammonismus zur Quadratur,
nur das ist seine ganze Natur.
Im Leben bisher kaum was geleistet,
hat er sich seiner Geschäfte nie erdreistet.
Gesetze verbiegen, Freunde schmieren,
warum sollte er sich dafür jetzt genieren.
Er ist so unschuldig wie man nur sein kann,
und kommt doch leider irgendwann dran.
Noch keine Gelegenheit aus Anstand versiebt,
wenn es was für ihn zu holen gibt.
Seinen Anwalt mit Arbeit reichlich eingedeckt
doch die Unschuldsvermutung bleibt unwiderlegt.
Doch stirbt er eines Tages ganz allein,
tropft keine echte Träne auf seinen Schrein.
Erben tanzen lachend vor Glück,
endlich kommt er nie mehr wieder zurück.
Er war so unschuldig wie man nur sein kann,
und kommt doch leider jetzt dran.
Unschuld hin oder her,
Umkehr gibts jetzt eh nicht mehr.
Nun endlich wird er wieder geliebt
und von hungrigen Maden zersiebt.
© Steve Airstone
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